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Der Beschützerinstinkt von Eltern und seine Auswirkungen

Zierliche Gestalt, große Augen, eine gewölbte Stirn – eine Reihe an äußerlichen Merkmalen ist charakteristisch für das sogenannte Kindchenschema, das in der Regel bei Erwachsenen einen Beschützerinstinkt gegenüber kleineren Kindern weckt. Insbesondere bei Eltern ist dieser Instinkt, ihr Kind schützen zu wollen, stärker ausgeprägt. Was evolutionär bedingt früher ein wichtiges Verhalten war, um den Nachwuchs vor Gefahren zu schützen, kann heutzutage dazu führen, dass Eltern beispielsweise die Konflikte ihrer Kinder mit anderen Spielkameraden lösen möchten.

Die Herausforderung: Sind die eigenen Eltern zu dominant und beschützend, lernen Kinder nicht so gut, sich selbst durchzusetzen, selbstständig zu werden und Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen. Dies kann auch im Erwachsenenalter dazu führen, dass die betroffenen Personen in beruflicher Hinsicht dazu neigen, weniger Führungskompetenz zu besitzen und nicht übermäßig entscheidungsfreudig sind.[0]

Mangelnde Sensibilität von Lehrkräften beim Umgang mit kleineren Schülerinnen und Schülern

Doch auch das gegenteilige Extrem kann Kindern, die kleiner sind als Gleichaltrige, schaden: So erkennen nicht alle Lehrkräfte im Schulalltag, dass die gerechte Leistungseinschätzung bei kleineren Schülerinnen und Schülern zum Teil andere Maßstäbe und besondere Aufmerksamkeit erfordert.

So werden Kinder im Sportunterricht gewöhnlich entlang einheitlicher Klassifizierungen für Jahrgangsstufen bewertet – unabhängig davon, wie weit das Kind in seiner körperlichen Entwicklung bereits ist und wie leicht es dadurch beispielsweise die Vorgaben beim Weit- oder Hochsprung erfüllen kann[1]. Und auch bei Wortbeiträgen im Unterricht kann die Körpergröße von Schülerinnen und Schülern bewusst oder unbewusst die Leistungsbewertung beeinflussen, wenn Kinder als jünger und unreifer eingeschätzt werden als Gleichaltrige[2].

Nicht zuletzt kann der Schulalltag für kleine Kinder auch zum Spießrutenlauf werden, wenn Lehrkräfte bei Hänseleien oder Ausgrenzungen aufgrund der Körpergröße durch andere Schülerinnen und Schüler nicht einschreiten.

Die betroffenen Kinder können dann die Erfahrung machen, unangenehmen Situationen hilflos ausgeliefert zu sein. Häufig ziehen sie sich zurück und / oder verlieren die Motivation, sich am Unterricht zu beteiligen. Im schlimmsten Fall kann sich daraus ein Mobbing-Teufelskreis entwickeln, der durch die (häufig unbewusste) Diskriminierung und das Nicht-Eingreifen von Lehrkräften verstärkt werden kann (mehr Informationen unter „Mobbing in der Schule: Warum es häufig die Kleinsten trifft“).

Auch in diesem Fall kann das dadurch erlernte mangelnde Selbstvertrauen das zukünftige Berufs- und Arbeitsleben im Erwachsenenalter nachhaltig negativ beeinflussen (mehr Informationen unter „Vorurteile & Fakten zum Leben mit kleiner Körpergröße“).[3]

Anzeichen von Traumata im Schul-Kontext

Grundsätzlich wird dann von einem Trauma gesprochen, wenn ein Erlebnis als bedrohlich wahrgenommen wird und die Erinnerung an das Erlebnis mit Angst und Scham einher geht. Wenn sich Kinder unwohl in ihrer Haut fühlen, äußert sich dies in ganz unterschiedlichen Verhaltensweisen: Manche Kinder entwickeln körperliche Symptome, können nicht mehr schlafen und klagen über Unwohlsein. Andere öffnen sich gegenüber Vertrauenspersonen und erzählen ihnen, dass sie geärgert werden oder mit ihrer Lehrkraft nicht zurechtkommen.[4]

„Ich habe Bauch-/Kopfschmerzen“

„In der Pause verstecke Ich mich auf dem Schulklo.“

„Ich traue mich nicht, mich zu melden.“

„Die anderen sind viel klüger als ich.“

Mobbing

Demütigung durch Lehrer

Notendruck in der Familie

Ohnmachtsgefühl in der Gruppe

Körperliche Übergriffe

Versagensängste

Tipps und Strategien für mehr Resilienz bei Kindern

Allein die Vorstellung die Schule wieder betreten zu müssen löst bei vielen traumatisierten Kindern täglich Angst aus. Die immer wiederkehrenden negativen Erfahrungen während der Schulzeit können ohne Interventionen zu einer langfristigen Traumatisierung führen, die bis ins Erwachsenenalter reicht.

Wenn Traumata bei Kindern erkannt wurden, empfehlen Experten grundsätzlich verschiedene Möglichkeiten, damit Betroffene die Erfahrungen gemeinsam mit ihren Eltern, Lehrern oder Schulpsychologen verarbeiten können:

Therapie

Eine kognitive Verhaltenstherapie[5][6] kann Kindern dabei helfen, Prüfungsängste zu überwinden, besser zu entspannen und zu schlafen und langfristig das eigene Selbstvertrauen zu stärken.

Routine und Rituale

Traumata bewirken bei Kindern in der Regel ein Gefühl der Unsicherheit. Geregelte Essens- und Schlafzeiten, gemeinsame Traumreisen, Gespräche, fest eingeplante Aktivitäten, die dem Kind Spaß machen und Begleitung beim Einschlafen – all das kann dabei helfen, dass das Kind sich wieder ein Stück weit sicherer und geborgen fühlt.

Fiktive Vorbilder

Was hat Hermine in Harry Potter mit zahlreichen Prinzen bei König Drosselbart gemeinsam? Sie alle werden mit Ablehnung und Ausgrenzung konfrontiert. Während bei Hermine ihre Herkunft aus einer Nicht-Zauberer-Familie ausschlaggebend ist, ist der Prinzessin bei König Drosselbart das Aussehen keines der Prinzen gut genug, um ihn näher kennenzulernen. Dabei zeigt sich: Wer sich trotz widriger Umstände selbst treu bleibt, wird letztendlich glücklich. Egal ob Science-Fiction-Romane oder Märchen – in der Literatur gibt es zahlreiche Beispiele, mit denen sich traumatisierte Kinder identifizieren und von denen sie lernen können.

Gesprächsangebot

Bieten Sie Ihrem Kind an, über belastende Ereignisse zu sprechen und vermitteln Sie ihm bzw. ihr Sicherheit. Setzen Sie Ihr Kind dabei aber nicht unter Druck und unternehmen Sie nichts, ohne zuvor mit ihrem Kind gesprochen zu haben. Definieren Sie gemeinsam nächste Schritte und suchen Sie die Schuld für das Geschehene nicht bei Ihnen oder Ihrem Kind.

Selbstvertrauen stärken

Lassen Sie sich im Haushalt oder bei Aktivitäten von Ihrem Kind helfen – egal, wie gut es beispielsweise das Kochen oder Putzen bereits beherrscht – und loben Sie es für Fortschritte! Der Fokus auf die Stärken des Kindes, wie zum Beispiel auf dessen Kreativität oder Intelligenz vermittelt dem Kind Wertschätzung und stärkt das Selbstbewusstsein (mehr Informationen unter „Körpergröße und Selbstbewusstsein“)

Den Mobbing-Teufelskreis durchbrechen[7]

Berichtet ein Kind von Mobbing, fällt es den meisten Eltern schwer, dabei ruhig zu bleiben. Dennoch raten Experten dazu, nicht aus der Haut zu fahren und stattdessen dem Kind die folgenden Tipps zu geben und sie in der Umsetzung zu bestärken

  • Halte fest, was passiert ist! Ein Tagebuch kann Dir dabei helfen, Taten zu dokumentieren und das Geschehene zu verarbeiten.
  • Falls das Kind bereits soziale Medien nutzt: Blockiere die Menschen, die Dir online schaden! Gib Mobbern keine Plattform, um Kontakt aufzunehmen.
  • Räche Dich nicht! Lasse Dich nicht auf das Niveau derer hinab, die Dir weh tun. Wir werden gemeinsam einen Weg finden, um die Personen zur Rechenschaft zu ziehen.
  • Umgebe Dich mit guten Menschen! Du wirst geliebt – nicht nur von mir, sondern von Gleichaltrigen, die Dich gut behandeln!
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