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Ab wann wächst ein Kind zu schnell?

Über die Zeit hinweg nahm die durchschnittliche Körpergröße der Menschen immer mehr zu: Untersuchungen zeigen, dass Kinder seit dem letzten Jahrhundert durchschnittlich mehr wachsen und im Durchschnitt zwei Jahre früher ihre geschlechtliche Reife erreichen als Gleichaltrige vor 100 Jahren. Mögliche Ursachen hierfür sind unter anderem Änderungen in der Ernährungsweise, eine bessere gesundheitliche Betreuung und veränderte soziale Bedingungen.

Aber ab wann wächst ein Kind zu schnell? Ein erster Anhaltspunkt ist die Wachstumskurve des Kindes im Vergleich zu den Perzentilkurven im Gelben Heft. Ein übermäßiges Wachstum bei Kindern liegt vor, wenn die Wachstumskurve oberhalb der 97. Perzentile verläuft – wenn also Ihr Sohn oder Ihre Tochter zu den größten drei Prozent der Jungen oder Mädchen in der jeweiligen Altersgruppe gehört. Sie können auch das Wachstum Ihres Kindes mit dem seiner älteren Geschwister oder dem von gleichaltrigen Freunden und Freundinnen vergleichen.

Wenn es zudem früher keine deutlichen Größenunterschiede zu gleichaltrigen Kindern gab oder zusätzlich zu einem schnellen Wachstum weitere Auffälligkeiten wie beispielsweise ein frühes Einsetzen der Pubertät auftreten, sollten die Ursachen hierfür von einem speziellen Facharzt, dem pädiatrischen Endokrinologen untersucht werden.

Mögliche Einflussfaktoren für ein zu schnelles Wachstum können unter anderem ein Überschuss des Wachstumshormons, eine Schilddrüsenüberfunktion oder ein sehr frühes Einsetzen der Pubertät sein. Auch genetische Erkrankungen wie das Klinefelter- oder das Marfan-Syndrom könnten eine Rolle spielen. Übergewicht kann zu einem beschleunigten Wachstum und einer früheren Skelettreife führen, dafür wachsen übergewichtige Kinder wegen der beschleunigten körperlichen Skelettreife aber in der Pubertät dann weniger als Gleichaltrige. Ihr überdurchschnittliches Wachstum im Kindesalter hat letztendlich keinen Einfluss auf ihre tatsächliche Endgröße.

Mein Kind ist größer als die anderen – was tun?

Zunächst einmal heißt es: Ruhe bewahren. Wenn Kinder bereits in jungen Jahren Gleichaltrige überragen, kann dahinter auch eine familiäre Veranlagung stecken, weil beispielsweise auch die Eltern überdurchschnittlich groß sind. Dadurch, dass Kinder unterschiedlich schnell wachsen, kann es zudem sein, dass Größenunterschiede innerhalb weniger Monate wieder ausgeglichen werden.

In Phasen, in denen Kindern bewusst wird, dass sie sich aufgrund ihrer Größe von gleichaltrigen Freundinnen und Freunden unterscheiden und deswegen womöglich Schwierigkeiten im Alltag haben, sollten Eltern gezielt das Selbstbewusstsein ihres Kindes stärken und ihm vermitteln, dass es toll ist, so wie es ist. Hierbei können auch spezielle Sportarten helfen, bei denen eine große Körpergröße einen Vorteil bietet, wie zum Beispiel beim Basketball oder in der Leichtathletik.

Manchmal werden Kinder, die größer sind als für ihr Alter üblich, von anderen Eltern oder Lehrern als älter, reifer und leistungsfähiger eingeschätzt als es ihrem tatsächlichen Alter entspricht und werden dadurch überfordert. Hier sollten Eltern mit den jeweiligen Personen so früh wie möglich ein offenes Gespräch suchen, in dem sie erklären, wie alt das Kind tatsächlich ist und dass es ganz normal ist, in diesem Alter bestimmte Fähigkeiten noch nicht zu beherrschen. Damit vermeiden sie, dass ihr Sohn oder ihre Tochter einem unverhältnismäßig hohen Leistungsdruck anderer ausgesetzt wird. Vielen Eltern hilft es zudem, sich mit anderen Eltern von groß gewachsenen Kindern auszutauschen – beispielsweise, wenn es darum geht, mit unterschiedlichen Erwartungen an das Kind oder an seine Eltern umzugehen.

Diagnose und Behandlung von Hochwuchs bei Kindern

Wenn Ihr Kind ungewöhnlich groß ist, kann das Wachstum vom pädiatrischen Endokrinologen zum Beispiel durch ein Röntgenbild der Hand untersucht werden. Auf diese Weise lassen sich auch das verbleibende Knochenwachstum und die voraussichtliche Endgröße des Kindes bestimmen. Möglich ist auch eine Blutabnahme, um den Hormonspiegel zu kontrollieren. Diagnostiziert der Spezialist tatsächlich einen Hochwuchs, besteht die Möglichkeit, das Wachstum beispielsweise durch die Verabreichung von Geschlechtshormonen zu kontrollieren. Das kann zu einem früheren Einsetzen der Pubertät und damit einem früheren Abschluss der Skelettreife führen. Auf diese Weise lässt sich die errechnete Zielgröße reduzieren. Diese Methode wird allerdings nur in Ausnahmefällen angewendet.

Hochwuchs bei Kindern

Anzeichen

  • Die Wachstumskurve des Kindes verläuft oberhalb der 97. Perzentile, es zählt also zu den größten drei Prozent seiner Altersgruppe.
  • Deutliche Größenunterschiede zu gleichaltrigen Kindern
  • Weitere Auffälligkeiten, z.B. früheres Eintreten der Pubertät

Ursachen

  • Überschuss des Wachstumshormons
  • Schilddrüsenüberfunktion
  • Familiäre Veranlagung, d.h. die Eltern sind selbst überdurchschnittlich groß
  • Andere Erkrankungen, z.B. Klinefelter- oder Marfan-Syndrom.
  • Übergewicht
  • Frühes Einsetzen der Pubertät

Tipps für Eltern

  • Ruhe bewahren: Meistens ist zu schnelles Wachstum nicht schlimm.
  • Das Selbstbewusstsein des Kindes stärken, z.B. durch Sportarten wie Basketball
  • Sicherstellen, dass das Kind aufgrund seiner Größe nicht für leistungsfähiger und reifer gehalten wird als es ist (z.B. in der Schule oder auf dem Spielplatz)
  • Die Ursachen für zu schnelles Wachstum mit einem Kinderarzt bzw. Spezialisten für Wachstum abklären.

Diagnose

  • Wachstum des Kindes regelmäßig beobachten und vom Arzt im Gelben Heft dokumentieren lassen
  • Vom Spezialisten für Wachstum ein Röntgenbild der Hand anfertigen lassen zur Bestimmung des verbleibenden Knochenwachstums und der Endgröße
  • Blutabnahme zur Kontrolle des Hormonspiegels
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