Wachstumshormonmangel bei Kindern: Wie sich Kleinwuchs auf ihre Lebensqualität auswirken kann
Hätten Sie gedacht, dass die Lebensqualität von Kindern mit kleiner Größe nachhaltig eingeschränkt sein kann? Aktuelle Studien deuten darauf hin, dass das Wachstumshormon auch die Entwicklung der Hirnstruktur beeinflussen kann[0][1][2][3][4][5][6]. Betroffen sind: Die Regionen im Gehirn, die für das Denken, Gefühle und Bewegungsabläufe zuständig sind. So wurden etwa im Vergleich zu gesunden Gleichaltrigen bei Kindern mit Wachstumshormonmangel vermehrt Angstzustände, Depressionen und kognitive Störungen beobachtet. Die Ergebnisse legen außerdem nahe, dass die Folgen eines unbehandelten Wachstumshormonmangels auch im Erwachsenenalter das Leben und den Bewegungsspielraum der Betroffenen beeinträchtigen können.
Erfahren Sie im Folgenden mehr über:
- Welchen Zusammenhang gibt es zwischen einem Wachstumshormonmangel und einer verminderten Lebensqualität?
- Welche positive Wirkung kann eine frühzeitige Wachstumshormonbehandlung bei betroffenen Kindern haben?
Zusammenhang zwischen wenig Wachstumshormon und verminderter Lebensqualität
Wenn Kinder kleiner als Gleichaltrige sind und nicht passend zu ihrer Perzentilkurve wachsen, kann das auf einen Mangel am Wachstumshormon hindeuten. Aktuelle Studien zeigen, dass das Wachstumshormon nicht nur eine zentrale Rolle bei der Entwicklung der Körpergröße spielt: Demnach kann sich ein Mangel am Wachstumshormon negativ auf verschiedene Bereiche der betroffenen Kinder auswirken und ihre Lebensqualität im Vergleich zu Gleichaltrigen verschlechtern[0].
Die Lebensqualität wurde beispielsweise in einer Studie von Bullinger et al.[7] auf einer körperlichen, sozialen und emotionalen Ebene untersucht. Indikatoren waren etwa die physische und psychische Gesundheit der Kinder und wie sie mit ihren Mitmenschen umgehen.
Ergebnisse aus bisherigen Studien über den Zusammenhang zwischen einem Mangel am Wachstumshormon und Lebensqualität
- Ein Wachstumshormonmangel kann sich auf die Gehirnentwicklung auswirken und zu Problemen beim Denken (Kognition), Verhalten und der Bewegung (Motorik) führen.
- Konkret weisen Studien darauf hin, dass Kinder mit einem Wachstumshormon-Mangel häufiger von folgenden Einschränkungen in ihrer Lebensqualität betroffen sind:
- vermehrtes Auftreten von Angstzuständen bis hin zu Depressionen
- Schwächen in ihrer Aufmerksamkeit und in ihrem Erinnerungsvermögen
- schlechtere schulische Leistungen
- Probleme beim Zurechtfinden in ungewohnten Situationen
- geringeres Selbstwertgefühl
- Schwierigkeiten im Umgang mit anderen Personen und sozialer Rückzug
- Wenn Belastungen durch einen Mangel am Wachstumshormon vorliegen, beginnen diese bei den Betroffenen in der Regel bereits in der Kindheit und dauern unbehandelt bis ins Jugend- und Erwachsenenalter an.
Wissenschaftliche Erkenntnisse zur Wirksamkeit der Behandlung von Wachstumshormonmangel
Viele Eltern stehen vor der Frage, ob sie den Wachstumshormonmangel ihres Kindes behandeln lassen sollen und welche Effekte die Therapie haben kann. Hierzu wurden in der Vergangenheit Untersuchungen durchgeführt, die die Wichtigkeit einer frühzeitigen Behandlung bei Kindern belegen.
Demnach konnte nach einem Jahr eine signifikante Zunahme der Körpergröße in der Gruppe beobachtet werden, die mit Wachstumshormon behandelt wurde, während die unbehandelte Gruppe nicht besonders wuchs[4].
Im Zuge der Wachstumshormon-Therapie bei Säuglingen, die aufgrund des Prader-Willi-Syndroms[5] an geistigen und motorischen Einschränkungen leiden, zeigten sich bereits nach einem Jahr Fortschritte in ihrer Entwicklung. Nach einer vierjährigen Therapie haben sich die sprachlichen und visuell-räumlichen Fähigkeiten der betroffenen Kinder mit Prader-Willi-Syndrom deutlich verbessert.
Neugeborene, die zu klein und zu leicht für die jeweilige Schwangerschaftsdauer sind, werden als SGA-Kinder bezeichnet („small for gestational age“). Bei ihnen[8] konnte gezeigt werden, dass sich ihre IQ-Werte und ihre psychosozialen Fähigkeiten durch die Therapie von zuvor deutlich unterdurchschnittlichen Ergebnissen auf die Werte von gesunden Gleichaltrigen verbessert haben. Auch das zuvor problematische Sozialverhalten der Kinder wurde geringer, je mehr sie an Wachstum zugenommen haben.
Bei Kindern, die mit Wachstumshormon behandelt wurden, hat sich der Messwert für Lebensqualität (QoL-Score) ein Jahr nach Studienbeginn auf körperlicher, sozialer und emotionaler Ebene deutlich verbessert:
Die wissenschaftlichen Erkenntnisse deuten also darauf hin, dass sich eine rechtzeitige Behandlung des Wachstumshormonmangels nicht nur positiv auf die Körpergröße der betroffenen Kinder auswirkt, sondern auch ihre Lebensqualität und ihre geistige und seelische Entwicklung beeinflussen kann. Entscheidend dabei: Die frühzeitige Erkennung der Wachstumsstörung durch einen Kinderarzt oder einen pädiatrischen Endokrinologen.
Mehr zum Prader-Willi-Syndrom und über SGA erfahren Sie hier: Schnell informiert: Ein Blick in unsere Broschüren – Dem Leben Gewachsen
Verwendete Quellen im Überblick
[0] Backeljauw P, et al. Growth Horm IGF Res. 2021:101392:57–58;
[1] Festen DAM, et al. Clin Endocrinol. 2008;68:919–925
[2] Karachallou FH, et al. Hormones. 2021;20:679–689
[3] Pareren YKV, et al. J Clin Endocrinol Metab. 2004;88:5295–5302;
[4] Quitmann J, et al. Front Pediatr. 2019;7:164;
[5] Siemensma EPC, et al. J Clin Endocrinol Metab. 2012;97:2307–2314
[6] Zhang Z, et al. Brain Res. 2020;1748:147081
[7] Bullinger M, et al. Health Qual Life Outcomes. 2013;11:76;
[8] Das bedeutet „zu klein für das Gestationsalter“? (demlebengewachsen.de)